
Zu Besuch bei den Waldgärten im Hochland von Kandy
Im Rahmen einer Projektreise besuchte ich mit Teilnehmern des Permakultur-Designkurses in Gonagolla, nahe Ampara im November 2012 im Anschluss Waldgärten im Hochland von Kandy. Wir hatten die Gelegenheit uns direkt mit den Landwirten vor Ort auszutauschen.
Die Waldgäten im Hochland von Kandy, in Sri Lanka zeigen uns eine traditionelle Anbauform mit Schwerpunkt mehrjähriger Früchte. Laut einer Aussage von Dr. Harsha Wijewardane, der sich längere Zeit ausführlich mit dem Studium der Waldgärten und Gewürzgärten um Kandy beschäftigte, entstanden diese hochproduktiven, mehrjährigen Systeme zur Zeit als Portugiesen im Land Angst und Schrecken verbreiteten. In dieser Zeit drängten immer mehr Menschen von den Küsten Sri Lankas in das Hochland von Kandy. Das Königreich Kandy konnte bis ins frühe 19. Jahrhundert seine Unabhängigkeit gegenüber portugisischen, niederländischen und zum Schluss noch englischen Invasoren verteidigen und nicht zuletzt geschah das auf Grund dieser Waldgartensysteme, welche die Menschen dieser Region der Aussenwelt gegenüber unabhängig machten.

Die mit tropischem Regenwald überzogene Hügellandschaft rund um Kandy, wurde nach dem Vorbild der Natur sorgsam in Waldgärten umgewandelt. Auf Grund hoher Niederschlagsmengen und sandiger Unterböden, konnte dies auch mehrere Generationen dauern, da nach und nach Urwaldbäume durch Fruchtbäume ersetzt wurden. Traditionell wurden zusätzlich Konturgräben gegen die Erosion und als Kompostfänger angelegt. Nach dem Urwaldprinzip wurden Pflanzen für Lebensmittel, Gewürze, Arznei, Gummi, Bauholz, Energieholz, Zierpflanzen und Viehfutter in Mischkurltur angebaut.

Neben den bekannten und sehr gut etablierten Waldgartensystemen in Kandy findet man auch noch Waldgärten in Matale und Kurunegalle. Waldgärten haben nicht nur eine hohe Biodiversität, sondern brachten den Menschen auch immer ein gutes Einkommen. Die durchschnittliche Größe eines Waldgartens beträgt 5.000 m² bis maximal 2 ha.
Aufbau typischer Waldgärten im Hochland von Kandy:
Wurzel- bzw. Knollenschicht: Taro, Kassava, Yams, Inquer, …
Krautschicht: Kardamom, verschiedene Curryblätter, Spinate, Guatemalagras als Viehfutter, …

Niedere Strauchschicht: Tee, diverse Limettenarten, …
Hohe Strauchschicht: Kaffee, …
Niedere Baumschicht: Muskatnuss, Kakao, Mango, Papaya, Nelke, Orangen, Banane, Leucena, Moringa, Sternfrucht , …
Hohe Baumschicht: Betelnuss, Anone, Zimt, Gummibaum, Brotfruchtbaum, …
Kronenschicht: Mahagoni, Kokusnuss, …
Vertikalschicht: Pfeffer, Vanille, Yams, div. Kürbisgewächse, …
Horstbildner: Bambus

Zukunftsaussichten der Waldgärten um Kandy
Die Waldgärten um Kandy stellen ein sehr nachhaltiges, stabiles und zukunftsfähiges Landbewirtschaftungssystem dar, doch sind sie sehr stark durch Plantagenwirtschaft und Verbauung bedroht. Kandy ist zum Rest des Landes mit Ausnahme der Tourismusgebiete, eine eher florierende Region, nicht zuletzt basierend auf eben gerade dieser Waldgärten, doch werden die so bewirtschafteten Flächen immer weniger. Einer Seits wandert die nachkommende Generation in Städte ab, wo Lohnarbeit möglich ist, die ältere Generation bleibt zurück und ist mit der Instandhaltung und Regulierung überfordert., Waldgärten verwildern. Anderer Seits müssen Waldgärten größeren Wohnhäusern, Einfriedungen, Rasen und Autoabstellplätzen auf Grund beliebter Wohngegend im Nahbereich von Kandy weichen.