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Kombination zum Humusaufbau und zur Energiegewinnung – der Biomeiler nach Jean Pain

Kombination zum Humusaufbau und zur Energiegewinnung – der Biomeiler nach Jean Pain

Biomeiler im Allgäu (Quelle: Jochen Koller)

Viele Technologien zur Erzeugung von Wärme oder Strom bezeichnen sich als nachhaltig, regenerativ oder Co 2-neutral. Oft werden bei den Berechnungen viele Dinge nicht berücksichtigt, z.B. die Energie die reingesteckt werden muss, um das Kraftwerk zu bauen, für die Kunstdüngerproduktion bei Biokraftstoffen oder Lachgas-Produktion beim Rapsanbau. Getreu dem Motto „ich traue nur der Statistik, die ich
selbst gefälscht habe“ ist den Aussagen der Befürworter oft nicht zu trauen. Ein anderer Aspekt ist der, dass die Humusschicht der Erde immer weniger wird bei gleichzeitig steigender Weltbevölkerung. Die Verbrennung von Biomasse zu Heizzwecken oder beim Roden ist dabei eine Ursache. Dabei könnte verrottendes gehäckseltes Astwerk, evtl. auch verrottende gehäckselte Bäume sowohl der Erzeugung von Humus, als auch zur Energiegewinnung dienen. Eindrucksvoll hat dies der Franzose Jean Pain schon vor über 30 Jahren in Südfrankreich bewiesen. Wir haben versucht mit mittlerweile 3 Biomeilern, die im letzten Jahr gebaut wurden, diese Möglichkeit des 1981 verstorbenen Jean Pain wieder aufzugreifen.

Motivation und Ziele einen Biomeiler zu errichten

Meine Motivation zum Bau war zum einen, Helge zu unterstützen, zum anderen die Idee des 1981 verstorbenen Jean Pain weiterzutragen.
Das geniale am Biomeiler ist für mich die Einfachheit der Durchführung, die dezentralen kleinen Möglichkeiten der Energierzeugung und vor allem der Erhalt und Aufbau von Kompost/Humus anstatt Verbrennung mit Staubproduktion und Ascheproduktion wie bei Hackschnitzeln, Pellets oder Scheitzholzverbrennung. Faszinierend finde ich auch daran, dass dabei Materialien benutzt werden können, die sonst eher nicht genutzt oder für überflüssig gehalten werden. Für mich gibt es keine überflüssigen oder nicht sinnvoll zu nutzende Materialien, sondern lediglich fehlendes Wissen oder Ideen. Der Biomeiler ist für mich eine Grundidee, die jeder Mensch variieren kann, je nachdem was er will, kann und als Material zur Verfügung hat. Für mich war der Workshop auch eine Möglichkeit, als technisch nicht sehr verständiger Mensch ( der aber über viele Infos über die hier verwendete Technik und konkrete Erfahrungen beim Meilerbau bei Herbert Siegel verfügt), ein technisch-praktisches Projekt außerhalb meiner bisherigen Fähigkeiten durchzuführen. Dies war durch die Zusammenarbeit mit einem praktisch und technisch verständigen Menschen wie Helge Reiter möglich , der außerdem noch technische Hilfsmittel organisieren konnte.

Der Biomeiler soll ein Gewächshaus, das in den nächsten Wochen von Helge aufgestellt wird, beheizen und dadurch die Energiekosten niedrig halten. Was sollte da genau geschehen? Ende der 70 er des letzen Jahrhunderts entwickelte der Forstwart Jean Pain in Südfrankreich das Konzept des sogenannten Biomeiler. Er nutzte dazu die Biomasse von Astwerk, speziell auch den unteren Ästen der Wälder und herumliegende Äste, um dadurch die Gefahr von Waldbränden zu verringern. Die angefallene Biomasse verhäckselte er sehr fein und nutzte sie zur Erzeugung von Warmwasser, Biogas und Aufbau von Gärten (ein Film und Infos dazu gibt es unter http://www.biomeiler.at )
Biomeiler bei Herbert Siegel aus dem September 2008 in der Aufbauphase. Dieser Meiler aus gehäckselten Ästen hat ca. 35 m3 bei geringer Grundfläche und produziert seit 13 Monaten Warmwasser für Heiz- oder andere Zwecke. Ermöglicht wird dies durch 1-Zoll PE-Schläuche, die im Meiler spiralig verlegt wurden und von außen zeitweilig mit kaltem Wasser gefüllt werden, das nach einiger Zeit durch die Wärme im Inneren des Meilers (Verrottungswärme wie bei Komposthaufen) erwärmt wird und dann in den Heizkreislauf oder zu anderer Nutzung eingespeist wird.

Ressourcen

a. Menschliche:
Da ich selbst schon beim Bau des ersten Biomeiler bei Herbert Siegel in Missen im Allgäu aktiv dabei war (s. Bild oben) und die Idee des Biomeiler nach Jean Pain an andere Menschen weitergebe, bat mich Helge, dazu einen Workshop anlässlich der Öko-Erlebnistage durchzuführen. Die Öko-Erlebnistage werden von den Bio-Anbauverbänden jedes Jahr organisiert. Teilnehmen können alle Bio-Betriebe, die von ihnen angebotenen Aktivitäten werden veröffentlicht, im Internet gibt es eine Programmübersicht, in manchen Jahren gab es auch ein gedrucktes Programmheft. Gedacht war von Helge und mir, dass durch die Ausschreibung über die Öko-Erlebnistage und durch den Hinweis in mehreren Verteilern Interessierte und Helfer dazu stoßen könnten, die dadurch den Bau unterstützen und gleichzeitig Erfahrungen und Wissen bekommen. Die Ressourcen wie Material und Hilfsmittel wurden von Helge zur Verfügung gestellt, für das Know-How der Durchführung hatte ich in Zusammenarbeit mit Helge zu sorgen.

b. Materielle Ressourcen
Als Ressourcen standen die Fläche, Materialien wie Wasserschläuche und Zubehör, ein Bagger, eine Schubraupe, Mistgabeln, Schaufeln, Werkzeuge und vor allem diverse Bio-Materialien. Diese waren beim Biomeiler von Helge vor allem der Schnitt von Feuchtwiesen , der früher als Einstreu in den Ställen genutzt wurde und heute durch die Laufställe mit Spaltenböden nicht mehr benötigt wird. Außerdem hatte Helge mit Mitarbeitern Astwerk gehäckselt und es kam unreifer Kompost zum Einsatz.

Grenzen:
Begrenzt war der Bau in erster Linie durch die Menge an Material bzw. Kapital. Ursprünglich waren es über 120 Kubik Streu und einige Kubik Häckselgut, es stellte sich aber heraus, dass dies durch das Verdichten beim Erstellen doch nicht die gedachten 80 Kubik ergab, sondern ca. 58 Kubikmeter. Der Biomeiler ist aber immer noch der vermutlich größte bisher in Bayern gebaute , da der in Missen gebaute ca. 35
Kubik und der bei Lucia Hiemer ca. 10 Kubikmeter hatte. Die Form ist durch das fehlende Material verändert, positive oder negative Auswirkungen werden wir sehen. Räumliche Grenzen gab es keine. Der Bau fand auf der Fläche der Gärtnerei von Helge Reiter statt, neben einem Platz, auf dem ein Gewächshaus aufgebaut wird, dass dann die Wärmeenergie über eine Umwandlung des Warmwassers in eine Belüftung nutzt. Durch einen von der Fahrbahn abgekommenen LKW wurden Helge Reiter mehrere Gewächshäuser zerstört und sind die finanziellen Möglichkeiten z.B. für den Zukauf von Hackschnitzel nicht vorhanden, aber auch von der Idee her nicht gewünscht.
Die Materialien kosteten Helge nur die Spritkosten (Euro 100,- für die Bringung der Streu), ein wenig Diesel für den Traktor mit Häcksler und 20 l Diesel für Bagger und Schubraupe, sowie ca. 100,- für 130 m 1 -Zoll Wasserschlauch + Kupplungen, sowie KG-Rohre zum Schutz der Schläuche im Boden. Für Bagger und Schubraupe musste Helge wenig geben, da sie von Freunden sind (eher Tauschgeschäft)

Planung /Entwurf eines Biomeilers
Der Bau wurde vor fast einem Jahr von Helge beschlossen. Es fanden Gespräche zwischen Helge Reiter, Herbert Siegel, Erwin Zachl, Lucia Hiemer und mir statt. Bei Herbert Siegel war der erste Meiler im Allgäu gebaut worden, Erwin Zachl hatte die Idee des Meilers bei einem von mir organisierten Permakultur-Zertifikatskurs ins Allgäu gebracht und den Workshop bei Herbert Siegel durchgeführt , Lucia Hiemer
hatte den zweiten Biomeiler im Allgäu im Oktober letzten Jahres nach Besichtigung von Herberts Meiler gebaut . Das besondere an Lucias Biomeiler war, dass sie zu einem Großteil altes Gras + Holzspäne, sowie Grünabfälle verwendet hatte, um erfolgreich ihr Gewächshaus zu beheizen. Die Idee Helges Gewächshaus zu beheizen war zwar schon vorher vorhanden, wurde dadurch aber genährt. Die Verwendung anderer Materialien als gehäckseltem Astwerk erweiterte durch Lucia Hiemers erfolgreichen Versuch mit altem Gras unsere Möglichkeiten.
Die Erfahrung, dass der Biomeiler bei Herbert Siegel nach einem Jahr immer noch Wärme produziert und mein Wissen vom Bau, an dem ich selbst beteiligt war, prädestinierten mich dafür den Bau als Workshopleiter zu begleiten. Die Planung vom Ort, der Anwendung und der Organisation der Ressourcen wurden von Helge nach Absprache organisiert. Der Termin wurde gemeinsam festgelegt und auf die Öko-
Erlebnistage gelegt, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Bau eines Biomeilers
Der Bau sollte sich als ziemlich einfach erweisen, da die Ressourcen im Bereich der Maschinen sehr gut waren. Dadurch war gewährleistet, dass auch bei geringer Teilnehmerzahl die Erstellung funktionieren würde. Die Teilnehmerzahl war im Vorfeld nicht einzuschätzen , da auf konkrete Anmeldungen verzichtet wurde, was möglicherweise ein Fehler war. Helge hatte im Vorfeld Bagger und Schubraupe, Schläuche und Werkzeug, sowie fertiges Biomasse-Material besorgt, was eine Garantie für eine zeitlich passende Durchführung war. Dementsprechend funktionierte der Bau auch mit nur 3 Personen (Helge, Heribert und ich), sowie in der Küche zur Versorgung Angelika und ihre Tochter Martina. Die Verpflegung trug wesentlich zur guten Stimmung beim Bau bei. Der Bau selbst dauerte lediglich 13 Stunden, verteilt auf 2 Tage
Es ist sicher immer Geschmacksache, ob Bagger, Häcksler + Traktor und Schubraupe zum Einsatz kommen. Sind diese Geräte vorhanden oder günstig zu besorgen, halte ich den Einsatz für sinnvoll. Wenn nicht vorhanden, benötigt es mehr (wo)manpower.

Zum Vergleich:
Bagger + Schubraupe haben ca. 20 l Diesel für ihre ganze Arbeit beim Bau verbraucht. Ich selbst kam mit dem VW-Bus an zwei Tagen angereist und habe für die Hin- und Rückfahrten 40 l Diesel verbraucht. Hinzu kamen noch meine verbrauchten und wieder zugeführten Energien in Form von Essen und Trinken (Arbeitsumsatz durch körperliche Aktivität, vermutlich eher gering)

Erhaltung/Entwicklung
Helge muss noch die Pumpe anschließen und das Gewächshaus aufbauen, dann kann das Gewächshaus erwärmt werden.
Für den Erhalt, die Entwicklung und Nutzung ist Helge zuständig. Helge wird den Meiler vermutlich auch u.a. mit Zucchini und Kürbissen bepflanzen, so dass keine Anbaufläche verloren geht, im Gegenteil eine beträchtliche Vertikale Fläche hinzukommt, die sowohl Nährstoffe, als auch Wärme bietet.

Schlußbemerkung:
Die Schritte Planung/Entwurf und Erstellung wurden erfolgreich vollzogen, die Inbetriebnahme als Wärmespender, die weitere Nutzung als Anbaufläche und nach dem Zerfall als Humus müssen von Helge und seiner Mitarbeiterin Angelika durchgeführt werden. Da ich mit beiden Kontakt halte und auch Erwin Zachl und Herbert Siegel als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, sehe ich die Nutzung und Zukunft des Meilers rosig. Durch die spezielle, z.T. auch zufällige Form (großer Durchmesser, geringe Höhe) erhöht sich die nutzbare Anbaufläche, da sowohl die horizontale Fläche, als auch die vertikale Fläche bepflanzt werden kann und gleichzeitig auch gut mit Nährstoffen versorgt ist und es wird auch noch Energie und Humus produziert. Im Gegensatz zu den schon genannten Heizsystemen wie die diversen Holzheizungen (die als ausschließliches Heizsystem mit dem geeigneten Material sicher effizienter sind, aber Biomasse nur einseitig nutzen und vernichten) erfüllt dieses Element wie in der Permakultur gefordert, mehrere Funktionen (Heizung, Anbaufläche, Dünger, Boden, Sichtschutz, Lebensraum…)

Anschrift d. Verfassers und Details vom Bau:
Jochen Koller, Hofenerstr. 5, 87527 Sonthofen/Allgäu
koller-wiggensbach@t-online.de

Earth-Bag-Building – Haus bauen wie die Barbapapas

Earth-Bag-Building – Haus bauen wie die Barbapapas

(Quelle: http://www.tomodachi.de)

Gerne erinnern wir uns an die wunderbaren Geschichten der Barbapapas in unserer Kindheit zurück. Diese wunderbaren Wesen, welche aus einem Samenkorn in der Erde schlüpfen, sich in verschiedenste Gestalten wandeln können und wunderbare einfach runde Bauwerke schaffen. Eine ebenso phantastische Technik macht es möglich, uns dem runden wieder zuzuwenden, Häuser bauen mit Sandsäcken.

(Quelle: http://www.earthbagbuilding.com)

Vielleicht sind uns Sandsäcke aus Hochwassergebieten gut bekannt, wir sind jedoch froh wenn wir diese nicht brauchen um Katastrophen abzuwehren. Mit Sandsäcken verbinden wir hauptsächlich Bilder von Flutkatastrophen, Kriegsschauplätzen, oder auch Getreidesäcke bei Hilfslieferungen in Hungerregionen. Der Sandsack steht aber nicht nur als Symbol für Krieg und Elend, durch Earth-Bag-Building erhält er eine neu Dimension. Sandsack als Baustoff der Zukunft für kostengünstige und sichere Behausungen.

(Quelle: http://www.earthbagbuilding.com)

Das Bauen mit Sandsäcken füllt eine einzigartige Nische, solche Gewebesäcke sind nahezu rund um den Erdball erhältlich. In Tropen und Wüstengebieten wird Getreide in solchen Säcken abgepackt. Wie das Bauen mit Strohballen, ist auch Earth-Bag-Building eine angepasste Technologie für den Menschen. Mit einfachen Mitteln, geringem finanziellem Aufwand und unter einfacher Anleitung kann sich so jede Familie ein schönes Haus mit Hilfe der Dorfgemeinschaft selbst bauen. Unter Beachtung der Statik sind verschiedensten Formen keine Grenzen gesetzt, natürlich bieten sich speziell hier runde Formen an.

(Quelle: http://www.earthbagbuilding.com)

Grundsätzlich kann jeder Sack verwendet werden, bewährt haben sich Gewebesäcke aus Polypropylen. Die Gewebesäcke können einfach von Hand befüllt werden. Humus ist natürlich zu wertvoll um damit die Säcke zu befüllen, für einen guten thermalen Speicher wird lokales Erdreich vom Unterboden verwendet. Sollen die Wände isolieren, befüllt man die Säcke mit gemalenem Vulkangestein, Perlit oder auch Getreidespelze, je nach dem was in Großen Mengen vorhanden ist. Befüllte Säcke werden an ihrem Bestimmungsort in Form gebracht und verdichtet. Ausgefallene Formen können um Schalungen gebaut werden. Zur Armierung können von Oben nach unten Stangen eingeschlagen werden.

(Quelle: http://www.earthbagbuilding.com)

Damit die Polypropylen Säcke vor äußerem Einfluss geschützt sind, werden die Wände innen und außen verputzt, hierzu können Putzträger wie Maschenzaun oder verschiedene Gewebe verwendet werden. Je nach vorhandenen Ressourcen können Putze aus Lehm oder Mischungen aus Papiermache und Zement aufgetragen werden. Kalken der Aussenwände kann ein wichtiger Beitrag zur Langlebigkeit eines solchen Sand-Sack-Hauses sein. Wie auch bei allen bekannten Bautechniken gilt, das Gebäude braucht gute Stiefel und einen Hut, entsprechend der Klimazone.